Hotaru no Haka
das ist der japanische Originaltitel vom Film "Die letzten Glühwürmchen".

Und eben dieser Film, bereits aus dem Jahr 1988, ist ein ganz Besonderer!
Grob gesagt geht es um den Krieg in Japan, 1945.
Doch das einzelne Schicksal von Seita und seiner Schwester Setsuko und die Gegebenheiten sind so ergreifend, dass bestimmt vielen von euch so manches Mal die Tränen in den Augen stehen werden.
Ich weine auch an einigen Stellen, und das selbst heute noch, wobei ich den Film doch nun schon mehr als zehn Mal gesehen habe.

Auf dieser Seite habe ich euch einmal die deutschen originalen Synchronisationstexte aufgeschrieben.
Ich habe mir allerdings erspart, da ich es nicht wie ein Drehbuch erscheinen lassen wollte.
Das Kursivgedruckte ist kein sekundäre Texte, wie beispielsweise das Gerede und Getuschel der Leute ringsum, zudem Fett sind die Ansagen aus den Lautsprechern und die Warnungen.
Im Times New Roman sind die primären Sprechrollen von Seita und der Tante und einigen anderen Personen geschrieben, die Texte, die Setsuko spricht in Comic Sans [das sieht so kindlich aus und passt so auch zu dem kleinen Mädchen].

Ich denke aber, man findet sich ganz gut zurecht, denn im Endeffekt ist der Text allein schon sehr ergreifend und es gar nciht mal so wichtig, wer nun genau was sagt.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass ihr euch den Film vielleicht einmal anschauen werdet, es ist wirklich einer der besten japanischen Filme, die ich jeh gesehen habe.
Und um gleich den Vorurteilen vorzubeugen: Es ist nicht mit Animes wie Pokémon oder Sailor Moon vergleichbar, bei denen die Figuren unnatürlich große Augen oder ewig lange Beine, unproportional zu ihrem Körper besitzen.



Der Beginn des Films wird durch Seita, den Jungen, eingeleitet und dann im Verlauf des Filmes sein Rückblick auf das Erlebte erzählt:

Am 21. September 1945 bin ich gestorben…

 

Oh Mann, der absolute Penner, unmöglich!

He, passen sie auf!… Ist der verdreckt!… Vielleicht ist er tot? … Wir können ihn hier nicht liegen lassen, die Amerikaner kommen doch bald!

 

Mama! … Welcher Tag wohl heute ist? … Setsuko.

 

Schon wieder einer…Oh, was ist das?

Was weiß ich, ist doch egal! Schmeiß es lieber weg!

Der Bursche hier wird auch bald sterben, der hat schon n ganz starren Blick, der macht’s nicht mehr lange.

Fruchtbonbons…

 

Die letzten Glühwürmchen
(Hotaru no haka)

 

Luftangriff, Luftangriff, alle in die Bunker! Schnell, schnell! Alle in die Bunker, schnell! Beeilt euch! Schneller!

 

Ich will nicht, mir ist so heiß!

Setsuko, sein ein braves Mädchen! … Kinder, ich geh schon mal vor zum Luftschutzbunker, ja? Wenn du fertig mit dem Vergraben bist, kommt ihr nach. Setsuko, du hörst auf das, was dein Bruder dir sagt.

Ja, ja, Mama, jetzt beeil dich schon!

Ist ja gut.

Mama, hast du deine Tabletten?

Natürlich, aber lieb, dass du fragst Seita.

Ich will nicht in den Luftschutzbunker.

Wenn du nicht mitkommst, wirst du von einer Bombe getroffen. Komm auf meinen Rücken!

Ah, halt! Meine Puppe…

Auch das noch!

In die Bunker, alle in die Bunker!

Komm, beeil dich!

Ich hab Angst. Neeein! Ich hab Angst, bitte bring mich hier weg! Ah, Seita!

 

Schneller, warum geht denn das nicht weiter da vorne? Beeilt euch doch!

Auf den Boden!

Komm schon, mir ist mein Leben lieber, also komm schon.

Aber das ist ein Erbstück meiner Mutter.

Warte auf mich, ich kann nicht mehr!

Wo bleibst du denn?

LANG LEBE DER KAISER!

 

Du musst keine Angst haben, hier sind wir in Sicherheit.

Wo ist Mama?

Im Luftschutzbunker der Feuerwehr, der hält sogar einer 250 kg Bombe stand, du musst dir also keine Sorgen machen, Setsuko. Mama geht ganz bestimmt bald zum Bahnhof von Nihon Matsu. Da wollen wir uns dann mit ihr treffen. Unserer Mama geht es gut.

 

Komm mal her, hast du dir wehgetan?

Ich hab meine Sandale verloren.

Oh, ich kauf dir neue, viel schönere Gethas.

Ich kann mir selber welche kaufen, ich hab Geld! Hier mach mal auf!

Uh, du bist aber reich! … Es muss wohl der berühmte schwarze Regen sein. … Sie haben alles zerstört, unglaublich! Sieh mal, da drüben war die Stadthalle, weißt du noch? Da waren wir ein paar Mal zusammen.

Ist unser Haus auch abgebrannt?

Sieht ganz so aus.

Und was machen wir jetzt?

Weiß ich nicht, aber Papa wird uns schon rächen. 

 

Ach, wenigstens sind wir nicht die Einzigen, die kein Dach mehr über dem Kopf haben!

Was soll’s, es kommt alles, wie es kommen muss.

Was für ein Unglück, wir können froh sein, dass wir noch leben

Ja…

Uns hat es das zweite Mal erwischt, dabei ist unser Öl umgekippt und alles ist verbrannt, ich weiß gar nicht, wie es weiter gehen soll!

Nein, das ist nicht deine Tante!

 

Seita, ich muss Pipi!

Augenblick…

Alle Leute aus Ichirizuka, Kaminishi, Kaminaka begeben sich bitte zur Volksschule, dort ist eine Erste Hilfe Station eingerichtet.

Was hast du?

Meine Augen brennen!

Nicht dran reiben! Wir waschen sie dir gleich in der Schule aus!

Was ist mit Mama, Seita?

Sie ist auch in der Schule!

Wirklich?

Natürlich, komm gehen wir!

 

 

Seita, da bist du ja! Warst du schon bei deiner Mutter? Sie ist schwer verletzt, Junge, du musst zu ihr! Ich pass auf die Kleine auf … warst du auch tapfer und hast nicht geweint? Dein Bruder muss kurz weg, er ist gleich zurück.

 

Ach Seita, ich hab dich schon gesucht! Wie geht es dir?

Was ist mit Mama?

Komm mit! … Gehört das hier deiner Mutter? … Komm Junge!

 

Wir haben ihr Schlafmittel gegeben. Sie müsste dringend in ein Krankenhaus gebracht werden, ich hab schon anfragen lassen! Das Kaisei Krankenhaus in Nishinomiya soll wohl noch stehen!

Mutter hat ein schwaches Herz, sie braucht dringend ärztliche Hilfe!

Gut, ich werde sehen, was ich tun kann. Ich komm später wieder her.

Mama…

 

Warst du bei ihr?

Ja.

Es tut mir ja so leid, Junge!

Ich hab Durst, Seita!

Wenn ich irgendetwas für euch tun kann, sagt es mir! Habt ihr schon etwas zu essen bekommen? Ich hole euch eure Ration!

Das ist Mutters Ring, Schwesterchen. Bewahr ihn gut auf, Mama geht es gerade nicht so gut, aber es wird schon wieder!

Wo ist Mama denn jetzt?

Im Krankenhaus in Nishinomiya. Wir werden heute in der Schule schlafen. Gleich morgen gehen wir auch nach Nishinomiya zu unserer Tante…Schwesterchen, sei nicht traurig, na komm schon!

Wir sind alle oben im Klassenzimmer, kommt ihr zwei auch, Seita?

Noch nicht, gleich, wir kommen dann später nach!

Na schön, also bis nachher, Setsuko? Willst du was essen?

Ich will zu meiner Mama!

Morgen, heute ist es zu spät! … Setsuko, sieh mal, was ich kann!

 

Lasst den Verband dran, das ist kein schöner Anblick. Bei diesem Wetter muss man die Leichen so schnell wie möglich weg schaffen.

Wo ist deine Schwester?
Ich habe sie heute Morgen zu meiner Tante nach Nishinomiya gebracht. Sie hatte versprochen uns aufzunehmen, falls wir ausgebombt werden.

Ach ja? Da habt ihr aber Glück gehabt! Ich habe noch zu tun, ich wünsche euch alles Gute mein Junge!

 

 

Mama … wo ist Mama? Was ist mit ihr? Ist sie immer noch krank?

Ja, daran sind die Bomben Schuld!

Da bist du ja Seita! Wie geht es deiner Mutter, ist sie noch im Krankenhaus?

Ja…

Soldaten waren hier, wohl Freunde von eurem Vater, die haben die Sachen hier vorbei gebracht. Ich habe euch ein Moskitonetz und die Futagos ins Zimmer gestellt.

Dankeschön.

 

Will Mama denn ihren schönen Ring nicht mehr? Na ja, vielleicht hat sie ihn mir ja auch geschenkt!

Pass auf ihn auf, du darfst ihn nicht verlieren. Weißt du, Mama ist … sobald es ihr wieder besser geht, werden wir sie besuchen, ja? Es ist spät, du musst schlafen.

 

 

Ah, Hering, getrocknete Benitos, Süßkartoffeln, Eier und eingelegte Pflaumen. Na so was, das ist ja tatsächlich Butter! Selbst im Ausnahmezustand leben einige im Überfluss. Ist schon gut, wenn man Verbindungen zum Militär hat. Seita, warst du noch mal im Krankenhaus? Wie geht es deiner Mutter? Vielleicht sollten wir mal zusammen mit Setsuko zu deiner Mutter gehen, um gemeinsam über eure Zukunft zu sprechen. Geht es ihr schlechter?

Mama ist in der Schule gestorben, schon vorgestern.

Deine Mutter ist tot? Na hör mal, warum hast du mir das denn nicht gesagt, Junge? Wie kannst du so was nur für dich behalten?

Setsuko sollte es nicht erfahren.

Sie ist tot, wie furchtbar. Was soll denn jetzt werden? Also das muss ich sofort deinem Vater schreiben.

Hallo Seita, guck’ mal, die Cousine hat mir neue Sandalen gekauft.

Na da hast du aber Glück!

Guten Abend.

 

Pass auf…

 

Mein herzliches Beileid Kinder.

Danke.

Was sind denn das für Geräusche?

Das sind Ochsenfrösche, die tun nichts, keine Angst.

He, ein Glühwürmchen!

Hier, willst du es haben?

Ja…

Jetzt hast du es zerquetscht.

Das riecht aber ulkig!

Du darfst nicht so fest zupacken. Hier sind aber viele Glühwürmchen, was Schwesterchen? Schließ deine Augen und dann sag „A“. Na mach schon!

Warum denn Seita?

Mund auf, Augen zu, „A“…

Ein Bonbon, ein Bonbon… Auweia, jetzt hätt ich beinah den Bonbon verschluckt.

 

Guten Abend.

Wo kommt ihr so spät her? Hast du dich auch bei der Frau vom Badehaus bedankt?

Ja … Das richt gut, ne?

 

Sag mal Seita, musst du denn nicht in die Schule gehen? Es sind doch keine Ferien!

Nein, das Stahlwerk in Kobe, wo ich zum Arbeitsdienst war, ist zerbombt, genauso wie meine Schule, tja, da kann man nichts machen.

Ach, hast du das schon deinem Vater geschrieben, Seita?

Natürlich! An seinen Marine Stützpunkt!

Und wann?

Gleich nachdem wie angekommen sind, schon vor über zehn Tagen!

Das ist ja merkwürdig, mir hat er auch noch nicht geantwortet!

Wenn du fertig bist, leg die Schere bitte wieder zurück Setsuko, ja? 

 

Und, wie ist die Kriegslage?

Tja, es geht immer weiter bergab. Je mehr Fabriken die Amerikaner zerstören, umso weniger kann produziert werden. Man sagt, dass als nächstes die Hauptstadt angegriffen werden soll, unglaublich!

Ja, es ist schon ein Elend! Die Lebensmittelversorgung wird immer schlechter. Die Soldaten an der Front sind nicht die einzigen, die leiden! Uns geht es auch nicht besser. Lang nur zu meine Tochter, hier, du brauchst deine Kräfte, immerhin arbeitest du ja für unser Land. Schon wieder…

 

Jetzt müssen sie auch noch die beiden Ausgebombten durchfüttern, das ist nicht leicht!

Was soll ich denn machen? Die beiden sind doch noch so jung.

Was ist jucken deine Hitzepickel?

Mir ist so heiß! Ich will hier weg, ich will nach Hause!

Komm, sei tapfer! Ich bin bei dir, keine Angst! 

 

Sag mal, wollen wir an den Strand?

Oh ja, planschen, planschen!

Hier sind gar keine Häuser mehr, nur noch Felder.

 

Was machen die da?

Sie schöpfen Salzwasser, weißt du, weil die Salzrationen nicht mehr ausreichen.

Aha.

Komm Schwesterchen, ab ins Wasser. Ist noch ein bisschen frisch was?

Hey, das ist kalt!

Aber das ist gut gegen deine Hitzepickel.

Das ist aber ne große Badewanne.

[Na warte, ich krieg dich, ich bin ein Bär und fresse dich, juhu!]

Schnipp Schnapp… Was macht der Mann da, schläft er?

Sieh nicht hin, komm da weg, Setsuko. Wenn das Wasser wärmer ist, bring ich dir schwimmen bei!

Vom Schwimmen kriegt man Hunger, oh ja!

[Rückblick mit Erinnerung an seine Mutter: Seita, Setsuko, kommt essen, Kinder! Ihr müsst doch Hunger haben, ich hab auch etwas Kaltes zu trinken für euch!]

 

Oh Mama, wie schön, dass du gekommen bist! Wartest du schon lange auf mich?

Aber nein, Kind, wie geht es dir?

Es geht mir ausgezeichnet.

Mama, hier sind alle sehr nett zu mir!

 

Ich hab Hunger, Seita!

Wir müssen nach Hause Setsuko, sonst kommen wir noch in den Bombenangriff!

Ich bin müde, ich will nicht mehr laufen, du musst mich tragen.

Alle in die Bunker!

 

Ich sage das nur ungern, aber wir brauchen die Kimonos deiner Mutter nicht mehr. Ich denke ich sollte sie auf dem Schwarzmarkt gegen Reis eintauschen. Ich hab es mit meinen Sachen genauso gemacht. Das kommt uns allen zu Gute. Dafür bekommen wir mindestens einen Sack Reis.

Einen ganzen Sack?

Du brauchst nahrhaftes Essen, mein Junge. Du willst doch bestimmt auch zur Armee gehen, Seita, oder?

Kriegt man wirklich soviel Reis dafür?

Deine Mutter würde sich freuen, wenn sie noch zu etwas gut wären, statt nutzlos rumzulieben. Na schön, ich nehm’ sie gleich mit.

Nein, nicht!

Was ist denn Kind, ich denke du schläfst?

Nein, nicht Mamas Sachen verkaufen, nicht Mamas Sachen verkaufen! Nein, nicht, das gehört Mama, das sind Mamas Sachen, lass sie los!

Setsuko, hör auf!

Nein, nein, nicht!

Setsuko! 

 

Das ist guter Reis! Heute Abend gibt es weißen Reis zu essen, Setsuko! Hier, das ist für euch, ihr beiden.

Das ist weißer Reis, Setsuko!

 

Hier, bitte. Meine Tochter und mein Untermieter machen Überstunden, da verpassen sie heute aber wirklich was Leckeres, nicht wahr?

Schmeckt das gut, ich liebe weißen Reis!

Noch mehr!

Na schön, du kriegst noch was Kind, du isst mir ja noch die Haare vom Kopf!

Das ist lecker.

 

Was ist denn?

Ich mag die Suppe nicht!

Sind die eingelegten Pflaumen, die ich mitgebracht hab schon alle?

Aber natürlich! Schon seit Tagen, Seita! … Hier ist ihr Esspaket.

Vielen Dank, Aufwidersehen!

Bis heute Abend!

Ich muss auch los.

Pass auf dich auf mein Kind.

Iss die Suppe auf Setsuko, dafür gibt es heute Mittag wieder Reis.

Kommt nicht in Frage! Für euch gibt es heute Mittag auch Suppe, verstanden? Ihr denkt doch wohl nicht, dass ihr Faulenzer das Gleiche bekommt, wie die anderen beiden, die so hart für unser Land arbeiten. Das wäre ja noch schöner! Hör mal, Seita, du bist doch alt genug, um zu begreifen, dass jetzt Jeder mit anpacken muss. Du willst weißen Reis essen, aber du tust nichts, um ihn dir zu verdienen. So geht das nicht! Kommt nicht in Frage! Ich gebe euch Reis, weil ich ein gutes Herz habe, dabei hätte ich es weiß Gott nicht nötig.

Aber das ist doch unser Reis, der ist von Mamas Kimonos!

Willst du etwa damit sagen, dass ich ihn euch gestohlen habe? Du nimmst den Mund ja ganz schön voll Kind! Ich hab euch zwei selbstlos aufgenommen und dann muss ich mit so was anhören! Aber gut, dann kocht ihr eben von heute an für euch selbst. So, dann gibt es auch keinen Streit mehr. Sag mal, Seita, habt ihr nicht auch noch ein paar Verwandte in Tokio? Die Familie deiner Mutter, wie hießen die gleich noch? Du solltest ihnen mal schreiben. Man kann ja nie wissen, wann Nishinomiya bombardiert wird!

[Ich weiß ja nicht mal, wo die wohnen.]

 

Ich will nach Hause, Mama.

Ja meine Süße, dein Papa wartet schon auf dich.

Nach Hause, nach Hause, wir gehen jetzt nach Hause.

 

Setsuko, tut mir Leid, dass ich erst jetzt komme. Die Schlange war so lang, was ist denn los?

Ich hab Hunger und Durst hab ich auch!

Verstehe. Hier lutsch einen Bonbon. Mama hat ein Sparbuch, da sind 70 000 Yen drauf. Von 70000 Yen können wir beide erstmal ganz gut leben, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Ich habe Papa geschrieben: Schreib bitte schnell zurück, Setsuko wartet dringend auf Antwort!

 

Ihr habt wirklich ausgesprochenes Glück Kinder, in Zeiten wie diesen ist so ein Kocher eigentlich gar nicht mit Geld zu bezahlen. Was soll’s. Ehrlich gesagt hab ich nicht sehr viel, was ich verkaufen kann. Das Geschäft läuft miserabel, Eisenware kriegt man so gut wie gar nicht.

Wir nehmen noch einen Kamm aus Buchsbaumholz und haben sie einen Regenschirm?

Ich glaub nicht, oder vielleicht doch …

 

Lieber Regen, falle, falle, mach mich nass! Mit einem Schirm spazieren wir, das macht Spaß! Pitsche, Pitsche,  Patsche, Patsche, das macht Spaß! Lieber Regen, falle, falle, mach mich nass! Mit einem Schirm spazieren wir, das macht Spaß! Pitsche, Pitsche,  Patsche, Patsche, das macht Spaß!

 

Siehst du, so macht man das!

Lasst das Feuer nicht unbeobachtet.

Ja.

Was machen die beiden denn da?

Die kochen ab heute für sich selber.

Das finde ich aber tapfer von den Zwei. Noch eine Portion bitte.

Warst du wieder so streng zu ihnen?

Sie sind frech und undankbar. Sie sind einfach mit dem Zeug angekommen, ich weiß auch nicht wieso! Mir solls egal sein.

Das war lecker.

Mama sagt, das macht man nicht, Seita!

Man muss nicht immer nur so steif da sitzen.

 

Eure Ration für zwei Personen.

Ist das alles?

Leider, die nächste Lieferung kommt wahrscheinlich erst im Juni.

 

Ich mach das. Danke.

Und, wie schmeckt’s?

Das schmeckt wie ein ganzer Blumenstrauß!

Weintraube, Erdbeeren, Melone, Pfefferminze, das ist da alles drin! Trink ruhig aus meine Kleine.

Ich hab alles ausgetrunken.

 

Was ist denn das? Sie sind schlafen gegangen ohne abzuwaschen! Na so was, ist doch wirklich unglaublich! Diese beiden Kinder machen einem nur Schererei. Na, was sag ich… [Sie hört Setsuko im Zimmer laut weinen]

Meine Tochter und mein Untermieter arbeiten hart für unser Land, wie sollen sie denn schlafen bei diesem Krach? Nun mach doch mal was! Der ewige Bombenalarm raubt uns schon genug Schlaf und jetzt auch noch diese Heulerei! Nein, so geht das wirklich nicht weiter!

 

Das ist eine Bekanntmachung! Das ist eine Bekanntmachung! Der Feind rückt momentan in Richtung Norden vor. Bitte begeben sie sich in die Luftschutzbunker! Bitte begeben sie sich in die Luftschutzbunker!

Seita, geht ihr schon wieder in diese komische Höhle? Eigentlich sollte ein Junge in deinem Alter [Seita ist 14] beim Feuerlöschen helfen!

 

Ich möchte nach Haus zu Mama. Ich will nicht bei der Tante bleiben.

Wir können nicht nach Hause, unser Haus ist abgebrannt.

 

 

[Beide singen] Auf dem Dach, da flattern Karpfen so fröhlich im Wind. Erst der Vater, dann die Mutter und zum Schluss das Kind…

Hört sofort auf! Wir sind mitten im Krieg, das gehört sich nicht! Was sollen die Leute denken? Wirklich unglaublich! Ihr seid eine Plage, wahrhaftig! Du bist zu nichts nutze Seita! Nicht mal nach dem Luftangriff packst du mit an. Von mir aus könnt ihr gleich in eure komische Höhle ziehen.

 

Was hältst du davon, woll’n wir hier einziehen? Hier kann uns niemand anmeckern und sicher ist es auch. Wir sind ganz allein und können machen, was wir wollen.

Dürfen wir wirklich hier wohnen, Seita?

 

Wir sind dir lange genug zur Last gefallen, wir gehen wo anders hin.

Wie bitte? Aber wo hin denn?

Das weiß ich noch nicht genau.

Von mir aus, ganz wie ihr wollt. Na dann wünsch ich euch viel Glück.

 

Au ja, hier ist unsere Küche und hier ist der Flur. Seita, wo soll denn die Toilette sein?

Unter freiem Himmel, überall, wo du willst.

 

Wir bringen den Wagen zurück. Danke!

Lass ihn ruhig da stehen, Junge!

Sagen sie, ob sie uns vielleicht etwas Stroh verkaufen könnten und ein bisschen Gemüse wenns geht?

Eigentlich nicht Kinder, ich hab selber nicht sehr viel.

 

Das sieht lecker aus.

Das kannst du aber laut sagen! Eigentlich müsste man die auch essen können.

Was denn, Frösche?

Ich hab gehört die sollen gut schmecken!

Glaub ich nicht.

Ich mach den Abwasch, geh du unter das Moskitonetz… Was ist denn?

Ich hab meine Zahnbürste vergessen Seita.

Halb so wild, ein Tag geht’s auch mal ohne. Die Mücken werden dich noch auffressen, ab unters Moskitonetz!

Es ist so dunkel, ich hab Angst!

So, fertig, ich muss jetzt Pipi machen, du auch? … Das ist ein Kamikaze Flieger.

Ach ja? Sieht aus wie ein Glühwürmchen.

Stimmt, wollen wir welche fangen? … Schnell rein.

Oh, man kann ja sogar dein Gesicht sehen.

Hey, eine Haarspange. Siehst du jetzt haben wir sogar so was wie eine Lampe… Bevor du auf der Welt warst, Setsuko, war ich mal bei einer Flottenschau dabei.

Eine Flottenschau?

Ja, Papa war auf einem großen Kreuzer, der hieß Maja. Die gesamte Flotte war versammelt. [Seita singt] Sie besiegt den Feind und sie beschützt das ganze Land. Unsre Kriegsmarine kämpft mit Herz und mit Verstand.

Ein feindliches Flugzeug! Ich frag mich, wo unser Papa jetzt wohl gerade ist.

Nicht, du erdrückst mich ja, Seita!

 

Was machst du da?

Siehst du doch, ich buddle ein Grab! Mama ist doch auch in einem Grab, oder? Ich weiß schon, die Tante hat es mir gesagt. Unsere Mama ist gestorben und jetzt ist sie in einem Grab, jawohl.

Irgendwann gehen wir zu ihrem Grab. Erinnerst du dich noch? Wir waren doch beide Mal auf dem Friedhof in Inuobiki. Dort liegt unsere Mama unter einem großen Baum.

Warum sterben die Glühwürmchen bloß so schnell, Seita?

 

[Eine Gruppe Kinder] Was ist denn das? Wohnt hier etwa jemand? Bestimmt ausgebombte Leute. Vielleicht haust hier ein böses Monster? Hey, seht mal, das ist ja eine Schaukel! Dann wohnt hier ein Kind! Was ist denn das? Ach, wenn das doch nur was richtiges zu essen wär? Ah, Setsuko, hier steht Setsuko! Seht mal hier, ich hab getrocknete Frösche gefunden! Schrecklich, wie kann man nur so was essen? Vielleicht müssen Kehn und Kendo bei der Kinderlandsverschickung auch so was essen?! Gehackte Sojabohnen! Das ist ja noch schlimmer als die Ekelsuppe bei uns zu Hause… Ein Geist, ein Geist, ein Geist! Wartet auf mich …

 

Wir haben sogar Kimonos unserer Mutter gegen Essen eingetauscht, aber jetzt haben wir nichts mehr. Wir haben doch schon so oft was bei ihnen gekauft.

Kimonos oder Geld, darum geht es hier doch gar nicht, Junge. Was ich angebaut habe reicht gerade mal für mich und meine Familie. Habt ihr keine anderen verwandten?

Doch, aber ich weiß nicht, wo die wohnen.

Tja, dann kann ich euch nur raten, wieder zu eurer Tante zurück zu gehen. Ihr seid dringend auf die Zuteilungen angewiesen. Wenn ihr euch nicht in die Gemeinschaft einfügt, könnt ihr nicht überleben. Ihr solltet eure Tante um Entschuldigung bitten.

Danke für ihre Mühe, dann müssen wir’s eben woanders versuchen.

Du bist doch der Sohn eines Marineoffiziers, sei deines Vaters würdig.

 

Deckung!

 

Ich weiß, die Sojabohnen schmecken nicht besonders, aber du musst viel essen, damit du groß und stark wirst!

Seita?

Ja?

Mir ist ganz doll komisch im Bauch!

Hast du dich verkühlt?

Wenn ich Groß muss, ist alles ganz dünn.

 

Hab ich dich erwischt!

Nicht, lassen sie mich! Entschuldigung, aber was soll ich denn machen? Meine kleine Schwester ist krank, sie braucht dringend etwas zu essen!

Das ist mir egal! Im Krieg ein Feld zu plündern ist eins schweres Verbrechen, du kleiner Verbrecher! Halt, bleib steh’n! Das kann doch nicht wahr sein, na warte, dafür wirst du bezahlen! Jetzt wissen wir endlich, wer die Felder dieser Gegend plündert. Dir werd ich’s zeigen!

Seita!

Verzeihen sie, es tut mir wirklich leid. Ich mach’s auch nie wieder!

Du glaubst doch wohl nicht etwa, dass du mit einer Entschuldigung davon kommst, Junge! Die Polizei wird sich um dich kümmern, verlass dich drauf!

Seita!

Meine kleine Schwester ist krank, ich muss für sie sorgen, sie braucht mich!

Seita, ich hab Angst, komm zurück!

 

Danke, ich habe alles aufgenommen. Ich werde den Jungen für seine Tat verwarnen, ich denke, das müsste genügen. Danach kann er wieder gehen. Auf Wiedersehen!

Ja, aber …

Kein aber, sie haben den Jungen ziemlich übel zugerichtet. Brutale Gewalt gegen einen Minderjährigen, Körperverletzung…

Schon gut, schon gut, auf wieder sehen!

Ich habe gehört, heute Abend haben sie Fukui bombardiert. Möchtest du was trinken, mein Junge? Du musst doch Durst haben!

Setsuko!

Seita, du weinst ja. Wenn dir was wehtut, müssen wir zu einem Doktor gehen. Der macht dich mit einer Spritze wieder gesund!

Ach mein Schwesterchen!

Seita, ich muss ganz dringend mal Pipi.

Hältst du’s noch ein ganz kleines bisschen aus? Steig auf meinen Rücken!

 

Es war einmal ein großer Bruder und seine kleine Schwester. Die beiden waren ganz allein…

 

Kommt schnell, schnell!

 

Setsuko, ich hab was zu essen mitgebracht. Der Kürbis ist heute besonders gut. Schmeckt wie richtiges Jokan.

Jokan schmeckt mir aber nicht, Seita.

Was redest du denn da? Wenn du nicht isst, wird Papa böse auf mich sein. Setsuko, komm, ich füttre dich, komm schon, iss was, damit du gesund wirst! Wenn du gut isst, wird’s dir bald besser gehen, dann gehen wir zusammen ans Meer.

 

Diesmal kriegst du aber wirklich was Leckeres zu essen.

…Seita? Wo bist du?

 

Was? Das soll ein Erbstück von deiner Mutter sein? Dummkopf! Dieses billige Zeug ist doch nichts wert, los verschwinde!

Setsuko …

…Seita? Ich habe Durst! ...

 

Und einatmen, und ausatmen.

Sie hat schon seit Tagen ununterbrochen Durchfall, die Pickel scheinen auch kein Hitzeausschlag zu sein. Wenn Salzwasser rankommt juckt es und tut weh.

Sie ist ganz eindeutig unterernährt, daher kommt auch der Durchfall. Der nächste bitte!

Gibt’s denn keine Medizin oder eine Spritze?

Nein, ich will keine Spritze!

Sie müssen doch irgendetwas machen, irgendetwas!

Da hilft auch keine Medizin. Das Einzige, was der Kleinen hilft, ist was zu essen.

Das sagen sie so leicht.

Wie geht es ihnen?

Wo soll ICH denn was zu ESSEN herkriegen?

 

Du hast Hunger, nicht wahr? Was möchtest du essen?

Gebratenen Fisch, Sushi und leckeres Gelee.

Sonst noch was?

Rotes Eis und Fruchtbomboms, du weißt schon, die wie ein Blumenstrauß schmecken.

Fruchtbonbons, also schön. Ich hol jetzt das Geld von der Bank und dann kauf ich dir was zu essen.

Nein, geh nicht weg, ich brauch nichts, bleib lieber bei mir. Bist doch mein großer Bruder, lass mich nicht allein! Geh nicht weg, geh nicht weg!

Ist ja schon gut kleines Schwesterchen. Wenn ich Mamas Geld von der Bank geholt und Reis gekauft habe, bleibe ich bei dir! Für immer und ewig, das verspreche ich dir! Ich hab dich lieb!

 

 

Hier, 3000 Yen.

Ist ein Taifun im Anzug? Jetzt wo wir gegen die Amerikaner verloren haben hilft uns auch kein göttlicher Wind mehr, da kann man nichts machen, was soll’s.

Wieso verloren, haben wir denn den Krieg verloren?

Kommst du vom Mond Junge, oder was?

Japan hat wirklich den Krieg verloren? Das glaub ich nicht, das … das kann doch nicht sein!

Doch, wir haben bedingungslos kapituliert.

Und was, was ist mit der Kriegsmarine?

Ah, die gibt’s nicht mehr, untergegangen mit Mann und Maus, es ist kein einziges Schiff mehr übrig.

Was? Dann, dann ist Papas Kreuzer ja auch untergegangen, darum hat er nicht geantwortet!

Woher soll ich denn das wissen, lass mich los! So ein verrückter Bengel …

Oh nein, mein Vater! … Mir wird schlecht, Papa?? Papa ist auch tot, mein Papa ist auch tot? Warum? Warum?

 

Setsuko, entschuldige, dass es so spät geworden ist, ich koch dir jetzt deine Reissuppe.

Er fliegt hoch und wieder runter und jetzt ist er Anteil…

Stell dir vor, heut hab ich ein Huhn und frische Eier bekommen. Das wird dir schmecken! Setsuko, was lutscht du denn da, das ist doch ein Knopf, und kein Fruchtbonbon! Heut hab ich was mitgebracht, was du ganz besonders magst, ich weiß, das wird dir schmecken, meine Kleine.

Hier Seita…

Was ist das Setsuko?

Das ist Reis und eine Suppe aus Sojabohnen, die ist gesund! Hab ich alles selbst gekocht! Willst du denn nichts essen?

Setsuko! Setsuko, sieht doch mal her, für dich! Eine richtige Wassermelone! Und diesmal ist sie nicht gestohlen!

Oh, das schmeckt gut,

So meine Kleine, jetzt mach ich dir eine Reissuppe mit Ei. Die Melone liegt gleich neben dir, ja? Siehst du, hier!

Danke Seita. Ich hab dich so lieb!

 

 

Setsuko schlief ein … und wachte nicht wieder auf.

 

Hier, eine Sonderration Holz. Bei einem Kind sagen sie nichts, wenn man es in einer Ecke des Tempelgeländes verbrennt. Du musst sie ausziehen und mach das Feuer mit Sojabohnenschalen an, dann brennt es besser. Ach heute ist das Wetter besonders schön.

 

Es hat sich überhaupt nichts verändert. Zuhause ist es doch am schönsten! Wunderbar, endlich zuhause!

[Ein Schallplattenlied] Wir mögen durch Lustgärten oder Paläste streifen, nirgends ist es so schön wie zuhause,

auch wenn es noch so bescheiden ist.

Ein Zauber des Himmels scheint uns dort zu umgeben.

Man kann die ganze Welt danach absuchen, man wird es doch nirgendwo anders finden.

Daheim, trautes Heim, nirgends ist es so schön wie daheim.

 

 

Am nächsten Morgen habe ich Setsukos Asche in die leere Bonbonbüchse getan. Ich bin den Berg hinuntergegangen, ohne mich umzusehen.

 

 

Seita!!

Es ist spät, du musst schlafen!

 

ENDE

 

 

 


 

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